Musik gegen Windmühlen

Fluß unterm Eis (2004)

DER MAGIER UND DIE SEHERIN

Der Magier und die Seherin
sind gestern fortgegangen.
Er warf nach ihr mit seinem Stern
und sie hat ihn gefangen.

Wohin sie zogen, weiß ich nicht.
Sie liefen ohne Spuren
und ohne Schatten übers Feld.
Da blieben stehn die Uhren.

In unserm Kirchlein ist verstummt
der Silberton der Glocken.
Des Weihers Wasser wurden schwarz
und grau der Liebsten Locken.

Wie weit sie wandern, weiß ich nicht.
Ich bin schon lang alleine.
Sie stiegen beide Hand in Hand
und barfuß über Steine.

Der Sturm riß mir vom Haus das Dach.
Zum Kirchlein mußt ich tragen
mein Weib, mit Locken, weiß wie Schnee,
und alle meine Klagen.

Warum sie gingen, weiß ich nicht
und werd es nie erfahren:
Der Magier und die Seherin,
die unsre Kinder waren.

 

Text: Henry-Martin Klemt

Komposition: Ludwig Streng