Doch morgen (2018)
Ketzers Liebeslied
Text: Klaus-Peter Schwarz
Dunkle Rahel, Rahel Schwarzhaar
dieses ist dein Land:
trübe Fenster, laute Dielen
etwas feuchte Wand.
ist zu niedrig, ist zu eng hier -
richt dich darin ein:
bleib und träume, träum und bleibe
wird kein anderes sein.
Dunkle Rahel, Rahel Schwarzhaar,
dieses ist dein Mann:
schlecht rasiert und ein Beschützer
zweifelnd, ob er's kann.
abgerissen, böse lachend -
such dir sein Gesicht:
lieb und haß es, haß und lieb es
hat ein anderes nicht.
Dunkle Rahel, Rahel Schwarzhaar
dieses ist dein Buch:
oft verboten, viel gelesen
lehrt dich Sieg und Fluch.
frißt den Glauben, lehrt dich sehen -
lies es bis zum End:
lies und denke, denk und lies es,
nötig, daß man es kennt.
Dunkle Rahel, Rahel Schwarzhaar
dieses ist dein Kampf:
ohne Fronten, ohne Deckung
ohne Pulverdampf.
Nicht für Reichtum, nicht um Orden
nur für Menschlichkeit
gegen alle und für alle
braucht es noch diesen Streit.
Dunkle Rahel, Rahel Schwarzhaar
dieses sei dein Tod:
zwischen freunden; zwischen Enkeln
nimm ihn wie ein Brot.
grade recht und frisch gebacken -
iß es schnell und ganz:
schwer und fröhlich, fröhlich, schwer
sei da noch ein letzter Tanz.