Musik gegen Windmühlen

von Quijote

Foto: Quijote zu Besuch bei Mikis Theodorakis, September 2009 Foto: Quijote zu Besuch bei Mikis Theodorakis, September 2009

Fotos: Quijote zu Besuch bei Mikis Theodorakis, September 2009

Januar 2010
Klinoskop Nr. 1/2010
Zeitung der Klinikum Chemnitz gGmbH

Ein Moment für das Leben

Die Chemnitzer Gruppe QUIJOTE zu Besuch bei Mikis Theodorakis in Athen

von Wolfram Hennig-Ruitz
Medizinische Berufsfachschule

Es ist Ende September 2009 in Griechenland. Draußen ein wunderschöner Spätsommertag mit Sonne auf tiefblauem Grund. Wir stehen im Wohnzimmer einer Athener Stadtwohnung am Fuße der Akropolis. Vor uns, in einen bequemen Sessel zurückgelehnt und mit gespannter Miene, ruht Mikis Theodorakis, der bekannteste griechische Komponist unserer Zeit. Es ist nicht zu übersehen, dass er von dem Vortrag seines „Canto General“ in unserer Landessprache beeindruckt ist. Obwohl erst vier Monate vergangen sind, scheint mir diese Situation doch so unwirklich.

Der Held des griechischen Widerstandes

Seit vielen Jahren beschäftigen wir uns mit dem Leben und der Musik des hervorragenden Komponisten Mikis Theodorakis. Schon in der Schule haben wir uns für die Freilassung des großen griechischen Widerstandskämpfers eingesetzt. Persönlich kannten wir Mikis nicht wirklich, abgesehen von einem kurzen Kontakt im Jahr 2000 am Rande eines Konzertes in Ferropolis und sporadischen E-Mails. So hatte uns Theodorakis beste Wünsche zur Premiere unseres zweiten Abends „Sonne der Gerechtigkeit“ im Herbst 2007 und an unser Publikum herzliche Grüße gesandt. Wir, das sind Sabine Kühnrich, Ludwig Streng und Wolfram Hennig-Ruitz, oder kurz die Gruppe QUIJOTE aus Chemnitz.

Ergriffen von der Musik

Nun stehen wir hier vor ihm und haben die Gelegenheit, seine Musik in unserer deutschen Sprache darzubieten. Es bedarf wohl kaum einer eingehenden Erläuterung, warum dieses Erlebnis zu den erhebensten Momenten in unserem künstlerischen Schaffen gehört. Nicht nur, dass wir die Gelegenheit haben, in seinem Wohnzimmer zu musizieren, sondern vor allem die Tatsache, in seinem Gesicht zu lesen, wie tief ergriffen er von unserer Darbietung seiner Musik ist. Da haben wir nun die Gewissheit, dass nicht nur unsere Interpretation, sondern auch die Übertragung der griechischen Texte ins Deutsche gelungen ist.

Seine Lieder in Muttersprache

Seit unserer ersten Auftrittsreise nach Griechenland vor mehr als zwanzig Jahren begleitet uns diese Musik und der Gedanke, die Texte seiner Lieder für uns und das Publikum in unsere Muttersprache zu übertragen. Vor allem Sabine und Ludwig ist es zu verdanken, dass wir die Lieder von Theodorakis in deutscher Sprache präsentieren können. Es sind daraus inzwischen zwei komplette Programme und eine CD geworden (eine zweite CD ist in Arbeit).

Der Rhythmus der Freiheit

Die Reise nach Griechenland, das Konzert in Thessaloniki und der Besuch bei Mikis Theodorakis wären ohne die Unterstützung des Schriftstellers Hansgeorg Hermann und des Goethe-Institutes in Thessaloniki so wohl nie zustande gekommen. Hansgeorg hat viele Jahre in Griechenland gelebt und in engem Kontakt zu Theodorakis gestanden. Das Ergebnis ist eine beeindruckende Biografie: „Mikis Theodorakis - Der Rhythmus der Freiheit“ (Verlag Neues Leben / Eulenspiegel-Verlagsgruppe). Zur Neuerscheinung des Buches im Herbst 2007 haben wir bundesweit mehrere Konzerte mit ihm bestritten. Lesung und Konzert, Biografisches und Geschichten über Mikis, dazu seine Musik (in deutscher Sprache), ein Abend der besonderen Art. Hansgeorg, der zu Recherchen für ein neues Buch des Öfteren in Thessaloniki war, bot dem Goethe-Institut unser gemeinsames Programm an. Die Mitarbeiter in Thessaloniki organisierten daraufhin die Reise nach Griechenland und wir erhielten eine Einladung zum „Dimitra-Festival“. Der Abend in Thessaloniki war sehr erfolgreich und der Saal bis auf den letzten Platz gefüllt.

Eine CD für die Reise

Als wir uns von Mikis verabschieden, gibt er uns noch eine erlesene Auswahl seiner Werke auf CD mit auf den Weg (zugegeben, die meisten sind längst in unserem Besitz). Die Reise nach Athen, das Konzert mit Hansgeorg in Thessaloniki und die Begegnung mit Mikis Theodorakis werden wohl für immer zu den Höhepunkten unserer über dreißig jährigen Bühnenerfahrung gehören.