Doch morgen (2018)
O tote Welt
Text: Peter Hacks
O tote Welt. Sehr schweigend siehst du zu,
wie Frevel lodert, Heiliges verlischt.
In Recht und Unrecht läßt die Menschheit du
gespalten sein und bleibst uneingemischt.
Muß ich als Einzger denn das Böse hassen?
Im Kriege stets und stets alleingelassen?
So mächtig du, so allgewaltig groß,
O tote Welt. Und Helden waffenlos.
© Eulenspiegel Verlag, Berlin
Text: Peter Hacks
Sproß der Olive, mordendes Gerät,
blutiger Schößling, mildem Stamm entsprossen,
dich pflanz ich in den alten Boden hin,
auf daß, nach bösem Umweg, neu entsteht
der reife Baum, langher in dir beschlossen,
des Landes Schirm, Zier, Müh und Nährerin.
Schlag Wurzeln, Ölbaum, breite deinen Schatten,
der Sonne Unmaß birg in deinem Laub,
bis schöne Gärten wir und grüne Matten
entschwellen sehn dem neu belebten Staub.
Wachse mit unserm Wuchs, nehmend und gebend,
uns immer dienend, immer widerstrebend.
Es schaff der irdischen Lust und Beschwerde
Eine geheure Erde.
© Eulenspiegel Verlag, Berlin